Fraud-Indikatoren in Unternehmen
Das englische Wort „Fraud“ bedeutet im Deutschen soviel wie Betrug, Schwindel, List bzw. Täuschung. Häufig ausgehend von den eigenen Mitarbeitern, die sich dadurch einen persönlichen Nutzen verschaffen wollen.
Insbesondere die Unternehmensbereiche Beschaffung, Produktion, Verkauf, Personal, Buchhaltung und IT gelten als besonders anfällig.
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die wesentlichen Fraud-Indikatoren in den einzelnen Bereichen:
Häufige Betrugsarten im Bereich Beschaffung
- Bevorzugung von Lieferanten
- Korruption
- Absprachen bzgl. der Konditionen
- Anzahlungsbetrug
- Nicht vollständige bzw. nicht eintreffende Lieferungen
- Minderwertige Qualität der Produkte
- Zu hoch bewertete Lieferantenrechnungen
- Ausstellung und Gewährung von Gutschriften, Nachlässen und Rabatten
- Einkauf von privaten Leistungen auf Kosten des Unternehmens
Anzeichen:
Ungewöhnliche Preise, bekannte Anbieter, die nicht angefragt werden, ungewöhnliche Zeiten der Anlieferung, unzureichend geprüfte Auftragsunterlagen, merkwürdig hohe Anzahlungen, sehr ähnlich aussehende Rechnungen von verschiedenen Lieferanten.
Häufige Betrugsarten im Bereich Produktion
- Missbrauch und Diebstahl von Vermögensgegenständen
- Manipulierte Rechnungen
- Manipulation der Bestandserfassung (Bilanzierung der Vorräte, falsche und überbewertete Bilanzposten)
Anzeichen:
Hoher Verschleiß an Werkzeugen, Überhöhter Ausschuss, Müll oder Materialien, Vorratsbestände an ungewöhnlichen oder angeblich nicht zugänglichen Orten, erhöhte Verschrottungsquoten,
Häufige Betrugsarten im Bereich Verkauf
- Lieferantenbetrug
- Abzwacken von Aufträgen
- Scheingeschäfte
- Raub betrieblicher Gegenstände durch vorgetäuschte Transaktion
- Korruption (Bestechung der Mitarbeiter / durch den Mitarbeiter)
- Umleitung / Entwendung von Zahlungseingängen
- Warenabgang kassieren, ohne diesen zu erfassen
- Griff in die Kasse
Anzeichen:
Unprofessionelles Geschäftsgebaren, Umsatzrückgang bei einzelnen Kunden ohne Begründung, häufige oder nachträgliche Erstellung von Gutschriften, Rabatte oder Boni, Änderungen von Lieferscheinen oder Rechnungen, ungewöhnlicher privater Kundenkontakt, auffallend hohe oder geringe Margen bei einzelnen Kunden.
Häufige Betrugsarten im Bereich Personalabteilung
- Nicht existente Mitarbeiter
- Arbeitszeitbetrug
- Gefälschte Löhne und Gehälter
Anzeichen:
Fehlende Kontrollen von Prämien, Provisionen und Überstundenvergütungen, ungewöhnliche Anzahl von Überstunden für eine Kostenstelle oder in Zeiten von geringer Auslastung, eine Bankverbindung bei unterschiedlichen Mitarbeitern, Anstieg des Personalaufwands der nicht mit der Arbeitsauslastung zusammen passt, mangelnde Dokumentationen oder fehlende Nachweise für Änderungen im Personalbereich, Barauszahlungen für Löhne und Gehälter.
Häufige Betrugsarten im Bereich Anlagevermögen
- Verbuchen von fiktivem Anlagevermögen
- Falsch ausgewiesenes / aktiviertes Anlagevermögen
- Private Nutzung oder Entwendung von Anlagevermögen
- Verkauf von Vermögensgegenständen unter Preis
Anzeichen:
Bewusst unterlassene Abschreibungen, ungewöhnliches Volumen an Berichtigungen, Verzögerung der Inbetriebnahme, Beschaffung von Anlagevermögen in ungewöhnlichen Zeiten oder zu ungewöhnlichen Preisen, unbeschränkter physischer Zugriff auf das Anlagevermögen durch Dritte, Unterlassene Anzeigen bei Diebstahl.
Häufige Betrugsarten im Bereich IT
- Unzureichende Dokumentationen
- Nutzung von Zugriffsrechten / Computern anderer Mitarbeiter
- Verschaffung von erweiterten Zugriffsberechtigungen
Anzeichen:
Mitnahme von Softwarepaketen nach Hause, illegale oder nicht registrierte Software auf Computern, gemeinschaftliche Nutzung von Passwörtern und Zugriffsrechten, Schwachstelle bei der Vergabe von Zugriffsrechten, mit Mängeln behaftete Programme.
Gegenmaßnahmen
Gängige Gegenmaßnahmen können wie folgt angewendet werden: Das 4-Augen-Prinzip, Genehmigungsverfahren, Job-Rotationen, (Verhaltens-) Richtlinien, Funktionstrennungen, Inventur durch unabhängige Personen, Beschränkung von Zugangsberechtigungen, Schulungen / Mitarbeitersensibilisierungsmaßnahmen, anonyme Meldesysteme, angemessene Dokumentationen, eine wertschätzende Unternehmenskommunikation und der Einsatz von Ombudsmännern.
Fazit
Die erwähnten Betrugsarten sind nur die Spitze des Eisbergs, tatsächlich gibt es noch weit mehr ebenso häufig auftretende Arten und Anzeichen von Fraud-Risiken durch Mitarbeiter.
Reduzieren lässt sich das Risiko solcher Vergehen durch ein internes Kontrollsystem als Teil des Fraud-Managements, um Gefährdungspotenziale frühzeitig zu erkennen und präventiv vorzugehen. Das oberste Ziel eines Fraud-Managements ist die Bekämpfung von Betrug, Diebstahl oder im Allgemeinen die Untreue.
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Sylvia Recha
Die Wirtschaftsermittlerin
Dipl. Informatik-Betriebswirtin VWA